Gedichte 16 bis 30
Kosmetika in Mütterkur | Winterfreuden | Advent | Warten aufs Christkind | Heilige Nacht | Weihnacht | Versöhnung | Das Kind | Vor der Krippe | Der Weg zurück | Winterabschied | Auferstehung | Ein Frühlingstag | Blätter im Wind | Ausgedient
Kosmetika in Mütterkur
In früher Abendstunde
sitzen in fröhlicher Runde
junge und alte Gesichter,
dazu viele Spiegel und Lichter,
glühende Augen und Wangen
und in Erwartung gefangen.
Lächelnde Mädchen, die wandern
von einer Frau zu der andern.
Tupfer, Farben und Schminke
und dann zur Rechten und Linken
streichende Fingerspitzen
auf Wangen und Augenschlitzen,
sanftes Klopfen, Massieren,
zarte Farbstriche führen.
Spiegel in Frauenhänden,
die sich drehen und wenden
und einen Zauber entfalten
auf jungen Gesichtern und alten.
Gedanken wandern zurück,
bringen uns wieder das Glück.
Schönheit und Eitelkeit
doch nur für kurze Zeit,
aber in froher Runde,
eine beglückende Stunde.
Winterfreuden
Ein Wintertag, eine Welt aus Kristall,
es hat geregnet überall,
doch der Regen gefror in kalter Nacht
und hat uns ein Bild aus dem Märchen gebracht.
Auf Wegen und Wiesen, auf Zaun und Geäst
hat eiskalter Wind Glasperlen gesetzt.
Bald schneeig schimmernd, bald klar wie Tränen,
die glitzernd und leuchtend als Eiszapfen hängen.
Fenster und Türen zier'n silberne Fransen,
die im Reigen um Straßenlaternen tanzen.
Die Tannen stehen im Eise erstarrt
in ihrer steifen, glänzenden Pracht.
Doch die zarten unter den Koniferen
neigen die Eiskronen tief zur Erde.
Selbst die Birke, die jeden Blattes beraubt
neiget schimmernd ihr strähniges Haupt.
Ich steh’ und schau’ in die kalte Pracht,
die ein liebender Schöpfer für uns erdacht.
Und - wär's der Schönheit noch nicht genug,
dringt durch die Wolken der Sonne Flut
und wandelt das Silber in goldnes Geschmeide;
oh herrlicher Wintertag, welch ein Freude.
Advent
Wenn leise der Schnee auf die Erde fällt
und Wald und Flur weiße Schleier tragen,
wenn Bäume und Sträucher im Silberkleid stehn
und Bäche und Seen unterm Eise erstarren,
wenn Häuser wie kleine Kobolde schlafen
und dicke weiße Schneemützen tragen,
dann abends mit kleinen funkelnden Augen
hinaus in die kalte Winternacht schauen,
wenn der rauhe Wind die Wangen rötet,
und Kinder unter Lachen und Scherzen
auf Schlitten den Berg hinunterfahren,
mit strahlenden Augen und fröhlichem Herzen,
wenn des Nachts der Wind singt mit hellem Ton
und versucht, die schöne Pracht zu verderben,
wenn Mutter erzählt vom silbernen Mond
und seinen Schäfchen, den goldenen Sternen,
und vom Kind in der Krippe, das zittert und friert,
weil kein warmes Stübchen ihm ward beschieden,
das doch so viel Freude den Kindern bringt
und allen, die guten Willens, den Frieden,
dann wird's in den Herzen der Menschen warm,
Freude erfüllt sie und Sehnen und Hoffen,
Weihnachten naht, Christnacht wird sein
und in dieser Zeit ist der Himmel offen.
Gott wird ein Kind, steigt hernieder zur Erde
auf daß allen Menschen Freude werde,
die glauben und hoffen, einander verzeihn
und so in Liebe das Christkind erfreun.
Warten aufs Christkind
Schau nur, vom Himmel fallen Sterne
wie Edelsteine glitzernd und schön,
weiß und zart wie Flügel sie schweben,
setzen sich leise auf Felder und Seen.
Ich weiß, warum die Schneeflocken wirbeln,
sie schmücken die Erde mit weißem Kristall,
weil ein Königskind heute geboren soll werden,
der König des Himmels, der Herrscher des All.
Damit uns diese Kunde nicht schrecke,
wird Er ein Kindlein hilflos und klein,
kommt auf die Erde, uns zu erlösen,
liebend und hilfreich uns nahe zu sein.
Heilige Nacht
Oh Gnadenzeit der großen Liebe,
die uns der Sohn geoffenbart,
oh wunderbarer, tiefer Friede,
der alle Welt erfüllet hat.
Oh Nacht, die schweigend Dein Erbarmen
und Deine Güte uns beschert,
oh Nacht, die ward zu Vaterarmen,
den Bruder bringt in unserm Herrn.
Weihnacht
Laßt uns voll Ehrfurcht schauen
auf das Wunder dieser Nacht,
das Engel selbst vom Himmel uns mit Jubel künden,
und deren Botschaft dann der Hirten kleine Schar
im Stall zu Bethlehem voll Freud' verwirklicht finden.
Oh laßt euch sanft umarmen
von dem tiefen Frieden,
der füllet diese Seligste der Nächte
und spürt des heiligen Gottes unsagbare Liebe,
getröstet und erlöst sind wir
und nimmermehr geächtet.
Das Kind ist uns geboren,
der Unschuld heiliges Zeichen,
das uns Isaias kündet schon im Alten Bund,
und das die Jungfrau sollt' empfangen und gebären,
nun hat's erfüllet sich
und ist der großen Freude Grund.
So betet an dies Kind in seiner Krippe,
kommt alle her, die ihr beladen seid
und laßt euch trösten, lieben und erquicken,
denn euer Gott ist an Erbarmen reich.
Versöhnung
Der Himmel neiget sich herab,
hat sich neu vermählt der Erde,
Engel singen Gottes Ehre,
hell erleuchtet ist die Nacht.
In die Armut eines Stalles
neigt sich Gottes groß' Erbarmen,
und die Jungfrau hält voll Demut
Gottes Sohn in ihren Armen.
Arme Hirten knieen nieder,
gläubig grüßen sie das Kind.
Ihnen all' ein Wohlgefallen,
die da guten Willens sind.
Das Kind
Das Kind ist wie ein Sternlein fein,
des' Auge leuchtet klar und rein,
vom Himmel ist's gefallen,
daß es in dieser armen Welt,
was trüb und dunkel, uns erhellt,
ist es uns aufgegangen.
Das Kind ist eine Seligkeit,
die hält ein Gott für uns bereit,
daß wir nicht sollen klagen.
Ein Licht ist's in der Finsternis,
das wohl uns führet und gewiß
aus Nacht zu hellen Tagen.
Oh Kind, uns Trost wenn wir betrübt,
du reine Freud, die uns verblieb,
du Hoffnung, wahres Glück.
Bring uns zurück, was wir verloren
und öffne unser Herz und Ohren
für Gottes Weisheit, Gnad' und Güt'.
Darum ist Gott als Kind erschienen,
weil keine Menschlichkeit hienieden
so voller Unschuld und so rein.
Und ist so wahr und rein geblieben,
für uns zu leiden und zu sühnen,
uns Retter, Weg und Licht zu sein.
Vor der Krippe
Göttlich' Kind, wie lange noch
willst Du immer wieder neu,
immer wieder so in Demut
und in Liebe bei uns sein?
Wann wird endlich wahre Güte
unsres Herzens Gabe sein,
frommer Sinn und Demut siegen,
Bruderliebe Dich erfreu'n?
Sieh, nun steh' ich vor der Krippe,
wie so oft, wie jedes Jahr,
schau' Dich an und Deine Liebe,
die so groß und wunderbar.
Und ich lausche Deinen Worten,
und ich schau' in mich hinein.
Oh mein Heiland, wie ist's möglich,
daß Du willst mein Bruder sein?
Nimm, ich will Dir alles schenken,
was ich bin und was ich hab’,
will nunmehr an Dich nur denken,
Deine Güt' und Deine Gnad’,
Deine Lieb' den Brüdern bringen,
Dein Erbarmen, Dein Verzeih'n.
Laß uns alle Kinder werden,
dienen Dir und Dich erfreu'n.
Der Weg zurück
O geh den Weg zurück,
wenn er nicht führt nach Bethlehem,
so hast Du Dich verirrt,
kehr um und suche ihn.
Laß Dein Gepäck zurück,
es ist zu schwer, es hält Dich auf,
nimm nur die Lampe mit
und Deine Liebe auch.
Es war der steile Weg,
den Du, weil unbequem, gemieden,
der mit dem Dorngestrüpp,
wärst Du auf dem geblieben.
Und dann der schmale Steg,
der steinig ist, am End auch dunkel,
doch fürchte nichts, danach
hast Du den Stern gefunden.
Dann hörst Du Engel singen,
sie singen Gott im Himmel Lieder,
im Stalle liegt das Kind,
knie mit den Hirten nieder.
Winterabschied
Noch träumen die Blumen unterm Schnee,
der weit sich dehnt über Wiesen und Felder,
noch frieren die Tannen im eisigen Mantel
und stehn erstarrt die entlaubten Wälder.
Im Schnee vorm Fenster die Spuren vom Wild,
das der Hunger treibt in menschliche Nähe,
der Himmel versteckt hinter grauen Wolken
und ab und zu der Schrei einer Krähe.
Doch liegt über allem ein süßes Erwachen,
denn lau ist der Wind und sanfter sein Schwingen
und ab und zu mit ein' Stückchen Blau
läßt Sonne ihr Licht durch die Wolken dringen.
Und wärmt und lacht und lockt und winkt
Alten und Jungen, Greis und Kind,
und voller Sehnsucht nach langem Winter
entleert die Stube all ihre Kinder.
Auferstehung
Es jubelt die Erde, die Nacht ist vorbei,
aus dunkler Erde sprosset die Saat,
erwartet und grüßet das Leben.
Nach langer Nacht, die Sonne lacht,
nach Tod und Verderben,
nach Dunkel und Sterben,
hebt sich die Schöpfung dem Lichte entgegen
und spendet das Leben.
Jauchzet dem Herrn!
Ein Frühlingstag
Leise bewegen sich Blätter im Wind,
Blumen umsäumen die Steinterrasse,
sie neigen sich grüßend im Schatten der Tannen
und leuchten auf zwischen Wegen und Matten,
Gras und Gestein.
Wie eine Braut im rosa Gewand,
die schlanken Zweige wie Arme sich heben,
so winkt das Mandelbäumchen herüber,
vom Winde liebkost mit leisem Beben.
Mahonie trägt ihre goldgelben Büschel
und Immergrün seine hellen Triebe,
Vogelflug und frohes Gezwitscher,
das ist die Welt, wie ich sie liebe.
Trinkt euch satt, ihr Augen und Ohren,
so reiche Freude schenkt nur ein Gott,
und säume, oh Herz, nicht miteinzustimmen
aus vollem Dank zu Gottes Lob.
Blätter im Wind
Schwankende Zweige, die nieder sich neigen,
schwingen im Reigen, säuseln gelind,
küssen sich zärtlich, taumeln wie trunken,
ruhen ein Weilchen, beglückend und still,
rauschen aufs Neue, zitternd im Spiele,
tanzend und singend vom Winde liebkost.
Ausgedient
Rührige Hände von früh bis spät,
fleißige Hände, die nur beim Gebet
und im Schlaf zur Ruhe fanden.
Gütige Hände immer zum Dienen bereit,
zärtliche, fiebernde Wangen zu streicheln
wachend über dem kranken Kind.
Segnende Hände, nun hilflos und matt
wie müde Vögel im Schoß vergraben,
gebrochenen Flügeln gleich,
leise zuckend, traurig und blaß.
Nur selten noch Leben, doch manchmal Erwachen
und streichen über die Schürze mit letzter Kraft,
um neu zu beginnen,
wie all die Jahre sie den Anfang gemacht.
Dann ein Trippeln durchs Haus,
ein Tasten und Fassen,
ein Rücken und Schieben und wieder Ruhen,
um neu zu beginnen,
fleißig - doch hilflos, emsig - doch nutzlos,
aber im Blick das alte Leuchten,
ich kann noch nützen, ich kann noch was tun.
Bis sich einer erbarmt: jetzt ist es genug,
so fleißig bist du heut', Mutter,
komm dort in den Sessel, es ist nichts mehr zu tun.
Gehorchen und mitgehn,
zufrieden und glücklich,
dann ein Lächeln und Strahlen,
nun läßt sich's gut ruhn.